Schule in Bulgarien
Schule in Bulgarien wird von Anne Schmidt beschrieben.
Beispiel Goethe Gymnasium Burgas
Bearbeitet von Anne Schmidt im Frühjahr 2008
Ich habe mein Praktikum im Rahmen des Seminars
Schulparktische Studien am Goethe-Gymnasium Burgas in Bulgarien absolviert.
Durch die Tätigkeit meiner Eltern (sie unterrichteten im Schuljahr
2006/2007 Deutsch am Goethe-Gymnasium) bin ich auf diese
Schule aufmerksam geworden und durch einen Schulbesuch im
September 2006 wurde ich motiviert, das Schulpraktikum an
dieser Schule durchzuführen. Außerdem ist das Gymnasium durch
ein positives Lernklima und motivierte Schüler bekannt. Das hohe
Sprachniveau der Schüler war ein großer Vorteil für mein
Praktikum im Ausland.
Am Goethe-Gymnasium konnte ich Erfahrungen sammeln, die für
meine berufliche Zukunft von Vorteil sein werden.
Das Schulpraktikum habe ich in dem Zeitraum vom 05. März 2007
bis zum 23. März 2007 verwirklicht.
In diesem Zeitraum konnte ich in verschiedenen Klassen (Klassen
acht bis elf) und in den Fächern Deutsch, Geschichte, Chemie
sowie Biologie das Unterrichtsgeschehen verfolgen. Mir wurde
auch gestattet, selbst zu unterrichten. Ich habe insgesamt
sechzehn Stunden in dem Fach Deutsch unterrichtet. Die Stunden
habe ich selbstständig vorbereitet, durchgeführt und mit den
Schülern nachbereitet und ausgewertet. Auch habe ich versucht,
verschiedene Methoden anzuwenden, zum Beispiel Gruppenarbeit,
Stationslernen und die Arbeit mit dem Internet. Mein Unterricht
wurde von den Schülern positiv bewertet.
Das Goethe Gymnasium Burgas
Die Sprache Deutsch hat in Bulgarien Tradition, besonders in der
Hafen- und Industriestadt Burgas. Burgas hat 299 250 Einwohner
(Stand 2007 -> Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Burgas, 23.02.2008, 14:57 Uhr.) und ist somit die viertgrößte Stadt Bulgariens.
Das Goethe-Gymnasium Burgas nahm erstmals am 15.09.1960
unter Leitung des ersten Direktors Boris Baev den Schulbetrieb
auf. Damals hieß die Schule noch Deutschschule. Seit 1991 heißt
die Schule offiziell Goethe-Gymnasium Burgas.
Das Gymnasium garantiert seit sechs Jahrzehnten mit dem
intensivem Deutschunterricht die Vermittlung beziehungsweise
den Erhalt der deutschen Sprache und Kultur in Bulgarien.
Zurzeit lernen etwa 620 Schülerinnen und Schüler in fünf
Jahrgangsstufen zu je sechs Klassen (Klassen acht bis zwölf) an
der Schule.
Die Zugangsvoraussetzung für die Aufnahme an der
Bildungseinrichtung sind bestandene Aufnahmeprüfungen in den
Fächern Bulgarisch und Mathematik. Die Aufnahme erfolgt nach
der siebten Klasse.
Insgesamt werden die Schüler nach derzeitigen Stand von 57
Lehrerinnen und Lehrern auf das bulgarische Abitur vorbereitet,
21 Lehrer von ihnen unterrichten das Leistungsfach Deutsch, drei
Lehrer geben bilingualen Fachunterricht, dass heißt Geschichte,
Biologie und Chemie in deutscher Sprache. In Klasse acht haben
die Schüler das Fach Deutsch 50 Stunden wöchentlich, davon
täglich fünf Stunden in der regulären Unterrichtszeit, fünf Stunden
täglich außerunterrichtlich in dem so genannten C- Unterricht.
Seit 1994 ist das Goethe-Gymnasium Prüfungszentrum für das
Deutsche Sprachdiplom der Stufe II der
Kultusministeriumskonferenz der Bundesrepublik Deutschland.
Dieses Diplom ermöglicht den Schülern ein Studium in
Deutschland, ohne das sie ein Sprachtest absolvieren zu müssen,
um an einer deutschen Hochschule aufgenommen werden (das
bulgarische Abitur wird an deutschen Universitäten anerkannt).
Im Schuljahr 2007/2008 unterrichten zwei aus Deutschland
entsandte Lehrer Deutsch in den Leistungsklassen zehn und elf.
Die Direktorin des Goethe-Gymnasiums ist Frau Geneta Ilivea,
ihre Stellvertreterin ist Frau Sofka Bubalova.
Die Rolle des bulgarischen Lehrers
Die bulgarischen Lehrer sind die schlecht bezahltesten Lehrkräfte
in der Europäischen Union. Sie verdienen etwa 220 Lewa, dass
sind umgerechnet 110 Euro. Aus diesem Grund haben die
bulgarischen Lehrer Anfang September 2007 mit einem
landesweiten Streik begonnen. Sie demonstrierten für mehr
Gehalt und würdevollere Arbeit. Der Streik dauerte drei Monate
und in dieser Zeit fand der Unterricht nur zum Teil statt (ein
Drittel der Lehrer in Bulgarien streikte nicht mit, unter anderem
die Schulleiter und deren Stellvertreter). Die meisten Lehrer
haben einen zweiten Job, wenn sie Glück haben, dann werden sie
als Privatlehrer engagiert, wenn sie Pech haben, müssen sie Taxi
fahren, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren.
Das bulgarische Schulsystem ist geprägt von Angst und Korruption. Lehrer werden für gute Noten und gute Abschlüsse gekauft. Unter den Kollegen gibt es viel Angst und Konkurrenzdruck. Die Schule stellt viele Lehrer nur für ein Jahr ein, dadurch entsteht ein
Abhängigkeitsverhältnis zur Schulleitung.
Auch in der Gesellschaft sind die Lehrer nicht anerkannt. Die
Studenten der Erziehungswissenschaft sind seit Jahren rückläufig.
Auch als Minderheit hat man in Bulgarien Probleme. Sinti und
Roma Kinder werden unterdrückt und diskriminiert, ihnen wird die Aufnahme auf Eliteschulen (das Goethe-Gymnasium Burgas ist eine Eliteschule) verwehrt.
Die Rahmenbedingungen für den Unterricht sind schlecht. Hier
kann ich nur von dem Goethe-Gymnasium in Burgas sprechen. Zu
viele Klassen, zu viele Schüler, für Projekte bleib keine Zeit. Der
Kontakt mit Schülern oder auch Lehrern ist völlig unmöglich.
Wann? In den fünf Minutenpausen gänzlich unmöglich und in den
zwei mal fünfzehn Minutenpausen ist auch ein höchstens nur ein
kurzes Gespräch möglich. Die Ausstattung besteht aus alten
Stühlen und Tischen, die zum Teil kaputt sind und einer
angenutzten Tafel. Im Frühling ist ein Unterrichten in den engen
Zimmern eine Qual, da keine Vorhänge vorhanden sind, die die
Sonnenstrahlen abhalten.
Auch neue Methoden stoßen auf Ablehnung, man setzt auf
traditionellen Unterricht. Die bulgarischen Lehrer sind das letzte Hindernis vor dem totalen
moralischen Verfall. In einem Land, wo die Preise schon fast so hoch sind, wie im „alten“ Europa, und die monatlichen Gehälter etwa zwanzig mal niedriger sind als in Deutschland, einem Land, wo die Krankenversicherung eine Zahnfüllung im Jahr deckt, müssen die Eltern zwölf oder mehr Stunden arbeiten, damit sie ihre Familien ernähren können. Zeit für die Kinder bleibt nie und die Letzteren wachsen ohne jegliche Kontrolle auf.
Es ist eine Aufgabe der Lehrer, ihren Schülern alle Werte zu vermitteln versuchen und sie zu überzeugen, dass Ausbildung wichtig ist, damit man dem
späteren Wettbewerb in einem globalen Europa widerstehen kann.
Es ist eine Aufgabe der Lehrer, die Schüler in einer schwierigen
Situation zu beraten und zu trösten, da sie zu Hause oft kein
Verständnis bekommen oder gar vernachlässigt werden. Eine
Aufgabe der Lehrer ist auch, das Vermitteln von Kenntnissen
interessant darzustellen, die Schüler ständig zu motivieren, weil
sie sonst total passiv im Unterricht sind. Eine weitere Aufgabe der
Lehrer ist den Schülern das Denken beizubringen.
In einer postsozialistischen Gesellschaft fällt dies besonders schwer, weil
man oft auf das Unverständnis der Eltern stößt, die früher jede
Lektion im Lehrbuch auswendig lernen mussten, ohne den Inhalt
selber analysieren zu müssen beziehungsweise zu dürfen. Eine der
wichtigsten Aufgaben der Lehrer besteht darin, Übungen und
Arbeitsblätter zu entwickeln, sowie Hausaufgaben und
Kontrollarbeiten zu korrigieren.
Das erledigt man normalerweise nach der Arbeit, zu Hause. Dafür gibt es natürlich kein Entgelt.
Aber die wichtigste und bedeutendste Aufgabe der Lehrer ist, im
neuen marktwirtschaftlichen System, in dem der staatliche
Haushaltsanteil für die Ausbildung bei vier Prozent jährlich liegt,
einfach zu Überleben.
Leider ist diese Aufgabe eine Art „Mission Impossible“.
Quelle:
http://www.bulgarien-erleben.de/bulgarien,schule-in-bulgarien,164_169.html
Montag, April 14, 2008
Beispiel Goethe Gymnasium Burgas
Публикувано от Goethe Gymnasium - Burgas в Montag, April 14, 2008
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