Feuertanz in Balgari (Българи)
Im Strandsha-Gebirge gibt es die Feuertänzer, die immer noch diese alte Tradition fortsetzen.
Die Legende vom Hl Konstantin und Elena
21. Mai und 3.Juni
An diesem Tag feiern in Balgari im Strandschagebirge, im äußersten Südosten Bulgariens, die Nestinari (zu Deutsch: Feuertänzer). Wie die Feuertänzer entstanden sind, erzählt eine alte Legende aus dem Strandschagebirge:„Vor vielen, vielen Jahren schritt Gott auf der Erde. Eines Tages spürte er, dass er einen Helfer braucht, um mit seiner Arbeit auf der Erde zurecht zu kommen. Er überlegte lange, wie er seine Treue prüfen soll. Deshalb entschloss er sich, ein großes Feuer zu machen und alle Junggesellen zu versammeln. Als vom Feuer nur noch heiße Glut blieb, sagte er zu den jungen Männern: „Derjenige von euch,der barfuss auf der Glut für mich tanzt, wird mein Helfer sein!" Die Junggesellen schauten sich die Glut an und trauten sich nicht, barfuss darauf zu gehen. Einer von ihnen schritt aber nach vorn, betrat die Glut und tanzte daraus; ohne sich zu verbrennen. Gott nahm ihn zu seinem Helfer. Das war Konstantin.Es verging Zeit und Konstantin wollte heiraten. Gott willigte ein und um eine gute Frau für Konstantin zu finden, versammelte er alle unverheirateten Mädchen, machte wieder Feuer und als es zu Glut wurde, mussten die Mädchen darauf tanzen. Nur Elena traute sich. Gott segnete beide ab und nannte den Tag nach Konstantin und Elena. Seitdem feiern an diesem Tag auch die Nestinari, die Feuertänzer"
Die Vorbereitung
Die Vorbereitung
Am Tag der Hl. Konstantin und Elena bereitete man das Feuer von früh auf. Am Abend versammelten sich alle auf dem Hof der Dorfkirche. Die Burschen hielten Ikonen in der Hand und begleiteten die Nestinari auf dem Rundgang rund um die Kirche. Sie gingen drei Mal um und blieben vor der Glut stehen. In manchen Ortschaften hielten die Nestinari eine Ikone in der Hand. Es spielte Musik auf der gajda ( Dudelsack ) und der Trommel. Im Rhythmus der Musik tanzten die Nestinari zunächst rings um das Feuer, dann betraten sie mit leisen Schritten die heiße Glut. Der Rhythmus ist berauschend und ergreift alle.anhören
Der Feuertanz
Der Feuertanz
Die Nestinari tanzten auf der Glut, ohne Schmerzen zu spüren. Man vermutet, dass die Temperatur zwischen 400° und 800° erreicht. Noch merkwürdiger ist, dass die Feuertänzer keine Verbrennungen an den Füssen hatten. Für die Gläubigen war das ein Beweis, dass die Nestinari übermenschliche Kräfte besitzen. Sie glaubten, dass die Heiligen die Nestinari an diesem Tag schützen. Die Folkloristen stellen sich bis heute die Frage, wie es möglich ist, dass die Feuertänzer keine Verbrennungen erleiden. Bei genauer Beobachtung des Tanzes stellt man fest, dass die Nestinari in sehr kleinen Schritten tanzen und nur für kurze Zeit auf der Glut stehen. Die Vorbereitung der Nestinari auf den Feuertanz spielte aber auch eine große Rolle - die strenge Einhaltung der Fastenzeiten, die Reinigung der Seele und des Körpers mit „stillem Wasser" und die mentale Vorbereitung auf den Tanz.Nach dem Feuertanz begann früher das Fest der anderen Dorfbewohner. Sie alle nahmen sich an der Hand und tanzten gemeinsam einen Reigen.
Das Volksfest
Heute gibt es auch am 3. Juni ein großes Volksfest. Der Beginn ist die rituelle Schlachtung von Opfertieren, gefolgt von einer kleinen Prozession mit Ikonen der Heiligen . Mit penibler Genauigkeit werden auch die kleinsten Steinchen von der im Durchmesser rund fünf Meter betragenden Fläche abgesammelt. De sorgsam aufgeschichtete Holzhaufen wird schon früh zeitig in Brand gesteckt. Lange lodert das Feuer fast unbemerkt vor sich hin. Erst mit zunehmender Dunkelheit stieg die Spannung. Begleitet von einem abwechslungsreichen Kulturprogramm voller bulgarischem Patriotismus kam es langsam zum Höhepunkt. Gegen 22.00 Uhr kam die Trommel zum Einsatz und es wurde ernst. Ein Feuertänzer zog die Glut breit und in kurzer Zeit ging es los. Vier Nestinari gingen über das Feuer. Die Ikone in der Hand zeigte er keinerlei Schmerz. Schon war alles vorbei, nur noch einige Wagemutige eiferten den Feuertänzern nach.
Das Dorf Balgari
Balgari ist ein kleines Dörfchen im Schoße des Strandscha- Gebirges. Viele alte Häuser säumen die Straßenränder. In diesem typischen Dorf des Gebirges wird immer noch die Feuertänzerei gepflegt. Diese Ritualtänze werden seit der Antike betrieben. Im Zentrum des Dorfes steht die Konstantin-und Elena Kirche, die 1903 erbaut worden ist.
Text nach Nikolai Nikow „Die Volksfeste der Bulgaren“, Sofia2004
Quelle:
Michaela und Gundolf Schmidt